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2004:8 Lebensstrategien von Unternehmerinnen und Unternehmern an der Jahrtausendwende |
Alena Křížková |
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Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine qualitative soziologische Studie über die Motivationen, unternehmerisch tätig zu werden, und über die Strategien für die Verbindung von Arbeit und Familie im Leben von Frauen und Männern, die sich in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts selbständig gemacht haben. Die Studie geht theoretisch von der Familien-, Arbeits-, Organisations- und Managementsoziologie aus und verbindet diese Fachbereiche aus Sicht der Gendersoziologie. Sie berücksichtigt ausländische Untersuchungen über die soziologischen Aspekte der Unternehmertätigkeit, denn in Tschechien wurden bislang keine qualitativen Studien aus Sicht der Genderproblematik zu diesem Phänomen veröffentlicht, das es in unserer Gesellschaft erst wieder seit Anfang der 90er Jahre gibt. Die Strategien der Unternehmer werden so analysiert, wie sie in den biographischen Aussagen der Unternehmerinnen und Unternehmer vorkommen, als argumentative Bedingungen, Faktoren und Entscheidungen, die hinter diesen Strategien stehen. Die Studie widmet sich einerseits den Motivationen, unternehmerisch tätig zu werden, die sich aus der Perspektive des Genders als sehr differenziert erwiesen, wobei für Frauen die Möglichkeit, Arbeit und Familie miteinander zu vereinbaren, eine der Hauptmotivationen ist, sich selbständig zu machen. Die Unternehmer dagegen trennen Berufs- und Familienleben strikt voneinander, und die Selbständigkeit ist für sie fast ausschließlich ein Instrument zu ihrer eigenen beruflichen Entwicklung. Die Studie zeigt den grundlegenden Einfluss der Strukturen der Unternehmensführung aus der Geschlechterperspektive und der Unternehmenssparte auf die Arbeits- und Kompetenzaufteilung unter den Teilhabern sowie auf die Art und Weise, wie diese Aufteilung ausgehandelt und begründet wird.
Schlüsselwörter
Genderbeziehungen bei der Unternehmertätigkeit und Firmenleitung, Verbindung von Arbeit und Familie, Stellung von Frauen und Männern in leitenden Positionen, Motivation, unternehmerisch tätig zu werden.
Zusammenfassung
Bei der Arbeit "Lebensstrategien von Unternehmerinnen und Unternehmern an der Jahrtausendwende" handelt es sich um eine qualitative soziologische Studie über die Motivationen, unternehmerisch tätig zu werden, und über die Strategien für die Verbindung von Arbeit und Familie im Leben von Frauen und Männern, die sich in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts selbständig gemacht haben. Die Publikation präsentiert das Ergebnis des Projekts "Lebensstrategien im tschechischen Unternehmersektor der 90er Jahre", das in den Jahren 2002-2004 von der Förderabteilung der Tschechischen Republik, finanziell unterstützt wurde (Reg.-Nr. B7028201). Die Studie geht theoretisch von der Familien-, Arbeits-, Organisations- und Managementsoziologie aus und verbindet diese Fachbereiche aus Sicht der Gendersoziologie. Die Voruntersuchung zum Projekt bestand in einer Fallstudie über die Lebensstrategien von Frauen in leitenden Positionen einer Firma und das Ergebnis fand in der Publikation "Die Lebensstrategien von Managerinnen: Eine Fallstudie" seinen Niederschlag [Křížková 2002]. Auf der Grundlage der Voruntersuchung wurde eine Methode zur qualitativen Untersuchung der Unternehmerstrategien aus Genderperspektive erstellt. Die Studie berücksichtigt ausländische Untersuchungen über die soziologischen Aspekte der Unternehmertätigkeit, denn in Tschechien wurden bislang keine qualitativen Studien aus Sicht der Genderproblematik zu diesem Phänomen veröffentlicht, das es in unserer Gesellschaft erst wieder seit Anfang der 90er Jahre gibt. Das Material für die qualitative Analyse lieferten 31 halbstrukturierte Tiefengespräche mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die über das Schneeballsystem ausgewählt wurden. Dabei wurden die grundlegenden Charakteristiken ihrer Familien- und Unternehmenssituation untersucht (Alter, Familienstand, Anzahl und Alter der Kinder, Bereich, Länge und Ort der Unternehmertätigkeit, Teilhaber, Lebenspartner). Diese Charakteristiken wurden dann bei der Analyse genutzt und strukturierten die Interpretation der gewonnenen Daten.
Das Gender erwies sich als einer der Hauptfaktoren für die Differenzierung der Strategien von Unternehmerinnen und Unternehmern. Sie wurden im Projekt als Strategien definiert, Arbeit und Familie in ihrem Leben miteinander zu vereinbaren. Im ersten Teil befasst sich die Publikation mit den geschlechtsspezifischen Motivationsfaktoren für den Einstieg in die Selbständigkeit. Die Unternehmerinnen stellen in ihren Aussagen eine größere Palette unterschiedlicher Strategien für den Einstieg in die Selbständigkeit dar als Männer. Ihre Strategien zeichnen sich durch eine größere Unsicherheit und Abhängigkeit von den äußeren Umständen und den Beziehungen zu anderen Menschen aus. Frauen steigen in Fachbereiche ein, in denen sie weder Erfahrungen noch eine Qualifikation haben und werden in diesen Bereichen erfolgreiche Unternehmerinnen. Ihre Strategien beim Einstieg in die Selbständigkeit werden durch folgende Faktoren verstärkt: das Bedürfnis, sich selbst zu verwirklichen und unabhängig zu sein, Zufall und Gelegenheit, die Möglichkeit, Arbeit und Familie besser miteinander verbinden zu können. Eine häufige Strategie von Unternehmerinnen ist es, dem Ehemann beim Einstieg in die Selbständigkeit zu folgen. Die männlichen Strategien beim Einstieg in die Selbständigkeit sind dagegen mehr auf das vorher gesteckte Ziel ausgerichtet und nutzen sehr häufig Erfahrungen und Kontakte auf den Gebieten, auf denen der Unternehmer bereits weitreichende Erfahrungen hat. Ein weiterer Typ männlicher Strategie ist es, unter Nutzung einer Marktlücke etwas völlig Neues auf den Markt zu bringen. Die männliche Motivation zeichnet sich allgemein durch ein größeres Selbstvertrauen und durch die Betonung des erwarteten finanziellen Gewinns aus.
Für einen großen Teil der Frauen ist die Selbständigkeit eine Strategie, wie sie ihre Arbeit mit Familie und Haushalt verbinden können. Der Kombination von Arbeit und Familie im Leben der Unternehmerinnen und Unternehmer ist der zweite Teil der Analyse gewidmet. Wenn auch die Selbständigkeit den Frauen gegenüber einem Angestelltenverhältnis eine größere Freiheit bei der Gestaltung der Beziehung zwischen Arbeit und Familie in ihrem Leben bietet, entledigen sich die Unternehmerinnen nur sehr schwer der Spannung zwischen diesen beiden Sphären, was auch damit zusammenhängt, dass die Arbeiten und Rollen in den Haushalten der Unternehmer und Unternehmerinnen sehr traditionell verteilt sind. Wenn es darum geht, die Unternehmertätigkeit mit dem Familienleben zu verbinden, kann man die (männlichen) Unternehmer in zwei Typen unterteilen. Die einen befassen sich mit diesem Problem überhaupt nicht und haben kein Bedürfnis, in die Erziehungs- und Hausarbeit "einzugreifen", entweder weil diese Angelegenheiten völlig in den Händen ihrer Partnerinnen liegen oder weil sie vonseiten der Kinder kein Zuwendungsbedürfnis spüren. Dem zweiten Typ gehören diejenigen Unternehmer an, die sich mit ihrer Beziehung zu Familie und Kindern auseinandersetzen und so aktive Väter und gleichwertige Partner sind. In diesem Fall handelte es sich um jüngere Männer (bis 40 Jahre), die kleine Kinder haben. Der Beruf und die berufliche Auslastung der Partnerin spielte bei der Wahl der Strategie der Väter keine Rolle.
Ebenso wie das Geschlecht die Strategie der Kombination von Arbeit und Familie im Leben von Unternehmerinnen und Unternehmern erheblich beeinflusst, so bestimmt auch die Struktur der Firmenleitung aus Genderperspektive die Verteilung der Kompetenzen, der Arbeit und der Macht unter den Teilhabern/innen bei der Unternehmertätigkeit. Im letzten Teil der Analyse befassten wir uns deshalb mit den Genderbeziehungen bei der Unternehmensleitung und insbesondere mit den Firmen, in denen die Lebenspartner gemeinsam unternehmerisch tätig sind. Bei diesen Typen der Unternehmerbeziehungen erwies sich die Unternehmenssparte und ihre Einordnung aufgrund der Segregation der Unternehmensbereiche entsprechend den Geschlechtern als feminisierte oder "männliche" Bereiche als bedeutsam. Sind Frauen und Männer gemeinsam unternehmerisch tätig, folgt die Aufteilung von Arbeiten und Kompetenzen häufig den Genderstereotypen, in Familienunternehmen, wo die Ehepartner zusammenarbeiten, spiegelt sich deutlich die Rollenverteilung im jeweiligen Haushalt wider. Die Aufteilung ist relativ traditionell verankert und die weiblichen und männlichen Arbeiten und Fähigkeiten werden dem Gender entsprechend verhältnismäßig klar definiert und argumentativ untermauert. Für eine weitere Untersuchung wäre es daher lohnenswert, den Lebenspartnern in Familienunternehmen eine Tiefenanalyse zu widmen, um die Art und Weise des Aushandelns, Argumentierens und der Interpretation einer solchen Abstimmung durch die beiden Akteure zu ermitteln. Im Unterschied zu Firmen, deren Leitung im Blick auf die Geschlechter gemischt ist und in denen die Arbeiten und Kompetenzen dem Gender entsprechend strukturiert sind, wird in Firmen, die von Teilhabern gleichen Geschlechts geleitet werden, Wert darauf gelegt, dass sich die Partner gegenseitig vertreten können, und die Aufgabenverteilung ist von anderen Prinzipien, z.B. von der Bildung, geleitet.
Eine qualitative Untersuchung anhand von Tiefengesprächen liefert zwar kein repräsentatives und exakt zu verallgemeinerndes Bild von der Population der Unternehmerinnen und Unternehmer, sie ermöglicht jedoch, tiefere Zusammenhänge in ihren Lebensstrategien und ihrer eigenen Argumentation aufzudecken.
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Životní strategie podnikatelek a podnikatelů na přelomu tisíciletí |
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