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2004:2 Internationale Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen – Tschechien/2003: Beitrag zur soziologischen Untersuchung der Gewalt in der Familie |
Simona Pikálková (ed.) |
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Die Arbeit befasst sich in ihrem Hauptteil mit den Ergebnissen der umfangreichen Internationalen Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen (International Violence Against Women Survey, IVAWS) in der Tschechischen Republik, berührt in ihren größeren Zusammenhängen jedoch auch die Problembereiche Gewalt in der Familie und Partnerschaftsgewalt. Der erste Teil widmet sich bestimmten allgemeinen soziologischen Aspekten der Gewalt in der Familie: Definitionen, methodologischen Ansätzen und Datenquellen und den bisherigen Erfahrungen mit ausländischen Untersuchungen; insbesondere bietet dieser Teil der Arbeit jedoch eine Übersicht der soziologischen Theorien, die sich um eine Erklärung für die Entstehung und Entwicklung von Gewalt in der Familie bemühen, wobei diese Übersicht den feministischen Theorien und der Gender-Perspektive, welche den breiteren Kontext der Problematik darstellen, größeren Raum gibt. Zum ersten Teil gehört auch das Kapitel über die Geschichte der Untersuchungen über Gewalt in der Familie in der Tschechischen Republik. Der zweite Teil der Publikation ist den Ergebnissen der Internationalen Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen gewidmet, an der die Tschechische Republik als eines von ca. 20 Ländern teilnahm und die bei uns vom Mai bis Juni 2003 durchgeführt wurde. Die einzelnen Kapitel betreffen die Inzidenz und Frequenz von Akten physischer unsd sexueller Gewalt gegen Frauen inner- und außerhalb partnerschaftlicher Beziehungen, das typische Profil eines "partnerschaftlichen" und "nicht-partnerschaftlichen" Gewaltinzidents, sowie die subjektive Wahrnehmung und Wertung gewalttätiger Übergriffe durch das Opfer. Ein relativ umfangreicher Teil der Arbeit ist der Zusammenarbeit mit der Polizei und der Zufriedenheit mit der polizeilichen Arbeit gewidmet. In einem eigenen Kapitel wird des weiteren die psychische Gewalt durch Partner und die damit zusammenhängenden Aspekte behandelt. Im abschließenden Abschnitt werden die Faktoren analysiert, die das Viktimisierungsrisiko von Frauen erhöhen bzw. verringern, wobei sich die Analyse sowohl auf die Frauen selbst, als auch auf deren Partner bezieht. Bestandteil der Ergebnisauswertung ist ebenfalls eine qualitative Analyse einiger am Ende des Fragebogens angehängter frei gestellter Fragen an Opfer von Gewalt.
Schlüsselwörter
Gewalt, Familie, Gewalt in der Familie, Gewalt gegen Frauen, Partnerschaftsgewalt, häusliche Gewalt
Zusammenfassung
Die Ergebnisse der repräsentativen Internationalen Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen (International Violence Against Women Survey, IVAWS) stellen einen wichtigen Beitrag zur Soziologiedebatte über die Gewalt in der Familie dar. Dies gilt sowohl im internationalen Maßstab, insbesondere aber im tschechischen Umfeld, in dem dieser Bereich bislang am Rande des Interesses der Soziologen stand. Die in unserem Land bislang umfangreichste Erhebung dieser Art bietet eine unerlässliche Voraussetzung für die Erforschung der soziologischen quantitativen und qualitativen Aspekte der Gewalt in der Familie und zur Auswertung der Tendenzen in diesem Bereich.
Die Arbeit ist in zwei bzw. drei Hauptteile mit Anlagen gegliedert. Den ersten Teil stellen die theoretischen Ausgangspunkte der Erforschung der Gewalt in der Familie als soziologisches Problem dar, wobei die wichtigsten theoretischen Ansätze zur Erfassung dieses Problems betont werden. Der Hauptteil der Arbeit befasst sich mit der o.g. internationalen Forschungsstudie, d.h. mit ihren Zielen, ihrer Methodologie und insbesondere mit ihren Ergebnissen. Zu diesem Teil gehört auch eine ergänzende qualitative Sondierung, die mit dem Ziel der Aufdeckung spezifischer Erfahrungsaspekte häuslicher Gewalt durchgeführt wurde, die im Rahmen der rein quantitativen Erhebung nicht aufgedeckt werden konnten. Diese Sondierung geht aus von der Analyse der Antworten auf mehrere frei gestellte Fragen an Opfer häuslicher Gewalt, die am Schluss des Fragebogens standen. Dem Anhang beigefügt wurde als Ergänzung eine Rechtsexpertise, die sich mit den juristischen Aspekten der häuslichen Gewalt in der Tschechischen Republik befasst (Anhang 1), sowie eine Sammlung der wichtigsten Anmerkungen und Erkenntnisse der Schulung der Fragestellerinnen, welche der Erhebung vorausging (Anhang 2).
Ziel der Untersuchung war es in erster Linie, die Inzidenz der verschiedenen Formen physischer und sexueller gewalttätiger Übergriffe gegen Frauen zu bestimmen. Die Analyse der Ergebnisse aus der Tschechischen Republik weisen sowohl innerhalb intimer partnerschaftlicher Beziehungen als auch außerhalb dieser auf ein allgemein hohes Viktimisierungsmaß hin. Insgesamt erlebten im Laufe ihres Lebens 59% der befragten Frauen (d.h. die Mehrheit der weiblichen Bevölkerung) mindestens eine der definierten Formen gewalttätiger Übergriffe. Etwa 38 % der Frauen erlebten physische oder sexuelle Gewalt von seiten ihres Partners (d.h. ihres früheren oder derzeitigen Ehemanns oder Freundes) und ein nahezu gleicher Anteil von Frauen (37 %) erlebte physische oder sexuelle Gewalt durch einen Mann, der nicht ihr Partner war.
Die Untersuchung wies auf die oftmals unbeachtete Tatsache hin, dass sich Gewalt gegen Frauen weitaus häufiger in intimen partnerschaftlichen Beziehungen als in Beziehungen zu anderen Männern findet. Wir haben festgestellt, dass mit Ausnahme der sexuellen Gewalt leichtere und schwerere physische Übergriffe häufiger in partnerschaftlichen Beziehungen stattfanden, als in Situationen, in denen der Anfgreifer ein Fremder war. Der Hauptanteil an Gewalt durch Männer, die nicht Lebenspartner waren, stammte von Fremden, Freunden und Bekannten, wobei es sich in entscheidendem Maße um sexuelle Gewalt handelte.
Die Ergebnisse deuten an, dass Gewalt innerhalb einer partnerschaftlichen Beziehung häufiger ist, meist schwerere Formen annimmt und schwerwiegendere Konsequenzen in Form von Verletzungen und psychischen Folgen nach sich zieht, als dies bei Aggressionen "von außen" der Fall ist. Es zeigt sich, dass die Gewalt in intimen partnerschaftlichen Beziehungen ihren spezifischen Charakter aufweist, der sich in starkem Maße von der genderbedingten Machthierarchie innerhalb eines Paares aus entwickelt.
In der Frage der Möglichkeiten der Interventionen von außen (Polizei, gemeinnützige Vereine) bei der Lösung von Problemen der häuslichen Gewalt deuten die Daten an, dass dieser Bereich seine Rolle (bislang?) unzureichend erfüllt. Unter den Gewaltopfern überwiegt das Misstrauen gegenüber der polizeilichen Arbeit, was sich insbesondere im geringen Anteil der Frauen äußert, die eine Gewalttat überhaupt melden. Die Hauptgründe dafür, warum Frauen keine polizeiliche Meldung erstatten, sind in erster Linie im Zusammenhang mit dem Risiko der sekundären Viktimisierung im Rahmen des Ermittlungsverfahrens zu sehen, insbesondere wenn es sich um familiäre Gewalt handelt. Zu den häufig angeführten Gründen gehört jedoch auch das mangelnde Vertrauen in die Bereitschaft der Polizei, diesen Fällen auch wirklich nachzugehen. Es zeigt sich außerdem, dass Frauen sich bei erfahrener Gewalt eher jemandem aus ihrem Freundeskreis oder aus ihrer Verwandschaft anvertrauen, als professionellen Ansprechpartnern (d.h. nicht nur der Polizei, sondern auch Eheberatungen, Psychologen, Ärzten usw.). Alarmierend ist dabei, dass etwa ein Viertel der Befragten mit niemandem über ihre Gewalterfahrungen sprachen.
Die Untersuchung brachte wertvolle Ergebnisse im Bereich der sozialen Determinanten der Viktimisierung (wobei es sich zunächst um eine einfachere deskriptive Analyse handelt und wir zur Gewinnung präziserer Ergebnisse in der weiteren Verarbeitung die Nutzung einer mehrdimensionalen Analysemethode planen). Auch wenn sich Gewalt im Allgemeinen in allen sozialen Schichten äußert, zeigte sich im Rahmen der Untersuchung, dass hinsichtlich der Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen insbesondere Frauen aus den unteren von Arbeitslosigkeit betroffenen sozialen Schichten gefährdet sind, wobei auch ethnische Unterschiede eine Rolle spielen können. Ähnliche Fakten zeigte auch die Beobachtung des sozialen Umfelds der Partner der am meisten gefährdeten Frauen: zu den Faktoren, die das Risiko einer Gewalterfahrung erhöhen, gehören insbesondere der geringere Bildungsgrad, eine andere Volkszugehörigkeit bzw. Arbeitslosigkeit des Partners. Bei Aggression „von außen“ spielt das Alter die wichtigste Rolle: die größte Risikogruppe sind in diesem Falle jüngere Frauen. Ein gemeinsamer das Risiko stärkender Faktor für Gewalt inner- und außerhallb der Partnerschaft sind Gewalterfahrungen in der Kindheit. Eine negative familiäre Belastung zeigte sich dabei insbesondere bei den Partnern der Befragten als äußerst signifikanter Faktor. Wie auch zahlreiche ausländische Studien bestätigen, geht die physische Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen oft einher mit psychischer Gewalt. Die Ergebnisse der Analysen beweisen, dass direkte Gewaltüberrgriffe mit häufigeren verbalen Angriffen bzw. Erniedrigungen des Opfers verbunden sind; dabei handelt es sich um einen ganzen Komplex von Formen psychischer Gewalt, die insbesondere mit Verdächtigungen der Untreue und mit Eifersucht im Allgemeinen zusammenhängen, aber auch z.B. mit der Zerstörung des gemeinsamen Eigentums im Zusammenhang stehen.
Die Internationale Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen trug wesentlich zur Identifizierung wichtiger Zusammenhänge im Problembereich Gewalt gegen Frauen bei und stellt ein komplexes Instrument zur Klärung zahlreicher im Zusammenhang mit diesem Bereich immer wieder auftauchender Fragen und Unklarheiten dar. Eine präzisere Grundlage zur Auswertung der Tendenzen in diesem Bereich erwarten wir vom geplanten Vergleich mit den Ergebnissen der übrigen an dieser Studie beteiligten Länder.
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Mezinárodní výzkum násilí na ženách – ČR/2003: příspěvek k sociologickému zkoumání násilí v rodině |
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