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2003:4 Eheschließung und Partnerschaften ohne Trauschein in der Tschechischen Republik nach 1989 im Zusammenhang mit der Bildung |
Dana Hamplová |
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Die Arbeit befasst sich mit der Eheschließung (bzw. dem Eingehen von Lebenspartnerschaften ohne Trauschein) im Zusammenhang mit der Bildung. Der erste Teil bringt eine Übersicht soziologischer Theorien, welche die demographischen Veränderungen in den entwickelten Gesellschaften des 20. Jahrhunderts erläutern. Diese Theorien betonen überwiegend die kulturelle bzw. wirtschaftliche Veränderung, und wenn man die Bildung als Maßstab des kulturellen und menschlichen Kapitals ansieht, können aus diesen Theorien konkrete Hypothesen gefolgert werden. Im zweiten Teil werden die theoretischen Voraussetzungen anhand von Daten einer ISSP-Untersuchung aus dem Jahr 2002 überprüft. Dabei wird ausgegangen vom Konzept der Lebensbahn und von der Methode des Event History Modelling, was die zeitliche Eingliederung der wichtigsten Ereignisse im Leben ermöglicht. Die Ergebnisse deuten an, dass die Beziehung zwischen Bildung und Eheschließung voll durch die Länge des Bildungswegs erklärt werden kann. Bei Menschen mit höherem Bildungsgrad ist die Eheschließung zwar von geringerer Intensität, der Hauptfaktor dabei ist aber nicht die Bildung selbst, sondern die Dauer des Bildungswegs. Nach Abschluss des Studiums wirkt sich die Bildung nicht mehr negativ auf die Wahrscheinlichkeit einer Eheschließung aus. Die Daten deuten des weiteren nicht an, dass sich dieser Trend bei den Kohorten, bei denen es zu einem deutlichen Einbruch der Eheschließungsrate kam, in den 90er Jahren geändert hätte.
Zusammenfassung
Der Text versucht, zum Verständnis und zur Beschreibung der demographischen Veränderungen, die die tschechische Gesellschaft in den 90er Jahren erfahren hat, beizutragen. In der Fachliteratur gibt es dazu zwei miteinander konkurrierende Erklärungen: die kulturelle (normative) Erklärung begreift die demographische Veränderung als Folge einer kulturellen Veränderung, die Theorie der rationalen Wahl (Rational Choice Theory) sucht die Ursache dieser Veränderungen in den sich verändernden Bedingungen des Arbeitsmarktes und der wachsenden Ungewissheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Rollen. Während sich die normative Theorie auf die Ziele und Wünsche des Menschen konzentriert, lenkt die Theorie der rationalen Wahl ihre Aufmerksamkeit auf die Mittel, d.h. auf die Möglichkeiten des Menschen.
Diese Arbeit will nicht darüber befinden, welche dieser Theorien richtig ist, sie konzentriert sich vielmehr auf die Frage, ob sich die demographische Veränderung auf alle sozialen Gruppen in gleicher Art und Weise ausgewirkt hat. Dabei befasst sich die Arbeit mit der Teilfrage, inwiefern die Eheschließung (bzw. das Eingehen von Partnerschaften ohne Trauschein) mit dem Bildungsgrad zusammenhängt und ob dieser Zusammenhang den Voraussetzungen der beiden o.g. Theorien entspricht. Die Bildung müsste sowohl nach der normativen Theorie, als auch nach der Theorie der rationalen Wahl, im demographischen Verhalten eine Rolle spielen, da sie sowohl als Maßstab des kulturellen Kapitals, als auch als ein die Position und Chancen auf dem Arbeitsmarkt beeinflussender Faktor aufgefasst werden kann.
Im empirischen Teil der Arbeit werden Angaben über Verläufe von Partnerschaften, die im Rahmen der 2002 durchgeführten ISSP-Untersuchung über Familien gewonnen wurden, auf der Grundlage der Lebensbahn-Perspektive verarbeitet. In methodologischer Hinsicht arbeitet dieser Teil mit dem Event History Modelling, was die zeitliche Einordnung des Eingehens der ersten Lebenspartnerschaft in bezug zu anderen Lebensereignissen (Schul- bzw. Studienabschluss) ermöglicht. Die Analysen versuchen, Antworten auf zwei grundlegende Fragen zu finden: 1. Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Eingehen einer Ehe (Partnerschaft ohne Trauschein) und dem Bildungsgrad bei Frauen und Männern, bzw. stellt der Bildungsgrad ein Hindernis für eine Lebenspartnerschaft dar, oder erhöht er im Gegenteil die Chancen auf das Eingehen einer Lebenspartnerschaft? Wie wirkt sich der Bildungsgrad darauf aus, ob es sich bei der ersten Lebenspartnerschaft um eine Ehe oder um eine Partnerschaft ohne Trauschein handelt? 2. Hat sich der Einfluss der Bildung bei den in den 70er Jahren geborenen Generationen verändert? Diese Generationen wuchsen in einer Zeit grundlegender kultureller und wirtschaftlicher Veränderungen auf, und ihr demographisches Verhalten unterscheidet sich erheblich vom Verhalten der vorherigen Generationen, so dass vorausgesetzt werden kann, dass die Bildung – als Maßstab kulturellen Kapitals und als Maßstab der relativen Position auf dem Arbeitsmarkt – einen stärkeren Einfluss haben wird.
Die Analyseergebnisse deuten an, dass der Zusammenhang zwischen der Bildung und dem Eingehen einer Lebenspartnerschaft sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu finden ist. Es zeigt sich jedoch, dass die Unterschiede voll durch die unterschiedliche Dauer des Bildungswegs erklärt werden können. Bei Menschen mit höherem Bildungsgrad ist die Intensität der Eheschließung zwar niedriger als bei Gleichaltrigen mit geringerem Bildungsgrad, der Bildungsunterschied verschwindet jedoch, wenn man in die Berechnungsmodelle auch die Dauer des Bildungswegs mit einbezieht. Die Daten bestätigen in dieser Frage auch keine Kohortenverschiebung, und auch die Vermutung, dass die Bildung bei den in den 70er Jahren geborenen Generationen eine bedeutendere Rolle spielt, als bei den vorherigen Generationen, konnte anhand der Daten nicht bestätigt werden. Die Analysen deuten somit an, dass die Muster des Eingehens einer Ehe bzw. einer Partnerschaft ohne Trauschein in der tschechischen Gesellschaft bei den jeweiligen Bildungsschichten ähnlich sind.
Schlüsselwörter
Eheschließungsrate, Partnerschaften ohne Trauschein, demographische Veränderung, Lebensbahn
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Vstup do manželství a nesezdaného soužití v České republice po roce 1989 v souvislosti se vzděláním |
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