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2005:06 Die Zivilgesellschaft in den Regionen der Tschechischen Republik |
Jana Stachová |
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Diese soziologische Studie ist eine Fallstudie, die sich mit der Entwicklungsstufe der Zivilgesellschaft in den Regionen der Tschechischen Republik und den Faktoren, die diese Entwicklung beeinflussen, beschäftigt. Der wichtigste Teil ist eine Fallstudie von zwei ausgewählten Regionen, der Region Vysočina und dem Karlovarský kraj, die unterschiedliche Stufen der Entwicklung der Zivilgesellschaft vertreten. Die Daten für die Analyse wurden durch halbstrukturierte Interviews mit Vertretern des gemeinnützigen Sektors in den Regionen gewonnen. Die Fallstudie widmet sich dem Zustand und der Entwicklung des gemeinnützigen Sektors, der ein grundlegendes konstitutives Element der tschechischen Zivilgesellschaft darstellt. Ziel der Studie ist es, den Zustand und die Entwicklung des gemeinnützigen Sektors in ausgewählten Regionen genau zu beschreiben und die soziokulturellen und institutionellen Hauptfaktoren zu identifizieren, die sie beeinflussen können. Besonders wird darauf geachtet, welchen Einfluss institutionelle Faktoren – das Wirken lokaler und regionaler politischer Institutionen – auf das Maß des bürgerlichen Engagements haben.
Schlüsselworte
Zivilgesellschaft, Bürgerpartizipation, gemeinnütziger Sektor, Sozialkapital, Lokalverwaltung, Regionenverwaltung
Zusammenfassung
Diese soziologische Studie widmet sich den regionalen und lokalen Aspekten der Zivilgesellschaft in Tschechien. Im einführenden Theorieteil wird die Entwicklung der Erkenntnisse über die Zivilgesellschaft und die Bürgerpartizipation vom Standpunkt zweier sich teilweise widersprechender Herangehensweisen – der institutionellen und der soziokulturellen – aus zusammengefasst. Aus Sicht der soziokulturellen Herangehensweise sind für die Bildung und die Entwicklung der Zivilgesellschaft die bürgerlichen Traditionen und sozialen Interaktionen in der Gesellschaft selbst verantwortlich. Die institutionelle Herangehensweise wiederum betont die Rolle der institutionellen Faktoren, die den Zustand der Zivilgesellschaft in bedeutendem Maße beeinflussen. Auf Grundlage der Ergebnisse der Studie kann festgestellt werden, dass in der Entwicklung der Zivilgesellschaft sowohl institutionelle als auch soziokulturelle Faktoren eine Rolle spielen.
Für die Definition der Zivilgesellschaft, die für diese Arbeit verwendet wurde, ist die Bürgerbeteiligung in freiwilligen Organisationen, aus denen der gemeinnützige Sektor besteht, grundlegend. Im ersten Schritt wird daher der Zustand und die Entwicklung des gemeinnützigen Sektors in zwei ausgewählten Regionen, der Region Vysočina und dem Karlovarský kraj, analysiert. Den wichtigsten Teil der Studie bildet dann die Analyse des Einflusses ausgewählter soziokultureller und institutioneller Faktoren auf die Zivilgesellschaft in ausgewählten Regionen. Das Augenmerk wird insbesondere darauf gerichtet, welchen Einfluss lokale und regionale Regierungen auf die Entwicklung des gemeinnützigen Sektors und der Bürgerpartizipation haben und ob dieser Einfluss regionale Unterschiede in der Zivilgesellschaft hervorruft.
Die Regionen wurden so ausgewählt, dass sie unterschiedliche Stufen der zivilen und politischen Partizipation repräsentieren. Während in der Region Vysočina im Rahmen der Tschechischen Republik die höchste Wahlbeteiligung vorliegt und gleichzeitig auch die relative Anzahl von gemeinnützigen Organisationen eine der höchsten ist, befindet sich die Region Karlovarský am anderen Ende der imaginären Skala. Die Unterschiede in diesen Merkmalen werden von den Ergebnissen der qualitativen Analyse der Daten, die in Interviews mit Vertretern gemeinnütziger Organisationen gewonnen wurden, unterstützt. In der Region Vysočina ist der gemeinnützige Sektor weiter entwickelt, die Vernetzung der Organisationen und der Informationsfluss zwischen ihnen ist höher, auch die regionenweite Zusammenarbeit der gemeinnützigen Organisationen funktioniert besser und der gemeinnützige Sektor genießt sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei lokalen und regionalen Ämtern höheres Ansehen. In der Region Karlovarský kraj ist der Wille zur Partizipation allgemein geringer und der gemeinnützige Sektor ist eher zersplittert. Grund für diese Unterschiede zwischen den Regionen sind sowohl soziale Faktoren, unter denen der Bildungsstand in der Region die bedeutendste Rolle spielt, als auch kulturell-geschichtliche Faktoren, die auf die Gesichte der Entsiedlung und Neubesiedlung des Grenzgebietes im Karlovarský kraj und die verwurzelten Traditionen von Vysočina verweisen.
Es zeigt sich, dass die regionalen Unterschiede jedoch auch von institutionellen Faktoren verursacht werden können. Während die lokale Selbstverwaltung die regionalen Unterschiede in der Zivilgesellschaft zwischen den untersuchten Regionen nicht sonderlich beeinflussen, können die vor Kurzem entstandenen Regionenverwaltungen durchaus zu Unterschieden führen. Die Selbstverwaltungsinstitutionen auf Regionalebene haben in der kurzen Zeit ihrer Existenz bereits die Unterschiede im Zivilengagement in der Region beeinflusst. Während die Region Vysočina durch die Schaffung der Bedingungen, durch die Unterstützung der Infrastruktur, durch die finanzielle Förderung und nicht zu letzt durch die Vermittlung von Informationen an die gemeinnützigen Organisationen in bedeutendem Maße in die Entwicklung des gemeinnützigen Sektors – und somit auch in das bürgerliche Engagement – eingreift, greift das Regionenamt im Karlovarský kraj nicht sonderlich in die Entwicklung der Zivilgesellschaft ein.
Die Nutzung der Voraussetzungen beider einander gegenüber stehender Ansätze, des soziokulturellen und des institutionellen, hat ihre Berechtigung, da sowohl soziokulturelle als auch institutionelle Variablen auf die Entwicklung der Zivilgesellschaft einwirken. Das bürgerliche Engagement hat seine Wurzeln in der Geschichte und Kultur einer Region und wirkt auf die regionalen und örtlichen Institutionen ein, wird aber gleichfalls auch vom Wirken dieser Institutionen selbst beeinflusst.
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Občanská společnost v regionech České republiky |
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