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2003:7 Meinungsumfragen zu Parteipräferenzen, ihre Rolle in der Gesellschaft und ihre Qualität |
Jindřich Krejčí |
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Die Studie hat zum Ziel, die Leser über die Rolle von selektiven Erhebungen in der demokratischen Gesellschaft zu informieren, einen Überblick über die tschechischen Meinungsumfragen, d.h. Arten und Methodik von Meinungsumfragen, zu verschaffen und die tschechischen Umfragen im Vergleich mit international anerkannten Kriterien für Sozialforschung kritisch zu bewerten. Die Studie beschreibt die Durchsetzung und die weitere Entwicklung der Meinungsforschung, bei der die Wahlprognosen eine wichtige Rolle spielten. Sie befasst sich mit der Problematik der Nutzung von Meinungsumfragen in der Politik, mit der Rückwirkung der Veröffentlichung von Ergebnissen und deren Folgen für die demokratische Gesellschaft. Sie widmet sich den grundlegenden Kritikpunkten an der Methode der quantitativen Untersuchung, macht auf die Risiken im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Technologien und mit der zunehmenden Zahl der Umfragen aufmerksam und weist auf die kontroverse Beziehung zwischen den Bedürfnissen des Journalismus und den Möglichkeiten der Forschung hin. Weiterhin gibt sie einen Überblick über die Meinungsumfragen in Tschechien: Sie beschreibt kurz ihre Geschichte und den gegenwärtigen Stand, gibt einen Überblick über die wichtigsten Projekte, Arten von Umfragen und verschiedene Möglichkeiten ihrer Präsentation, vergleicht Umfrageergebnisse mit den Wahlresultaten und bewertet allgemein die Qualität der tschechischen Präferenzerhebungen im Blick auf die international anerkannten Standards des Verbandes AAPOR und die Qualitätskriterien, die vom Memorandum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) empfohlen werden.
Zusammenfassung
Die Entstehung, Durchsetzung und weitere Entwicklung der Meinungsforschung ist eng mit den Wahlumfragen verbunden. Der Einfluss von Umfragen auf die Demokratie ist umstritten. Umfragen werden meist als Instrument der Demokratie betrachtet, mit dessen Hilfe die Bürger Einfluss auf die Entscheidungen nehmen können. Werden jedoch die öffentlichen Meinungsumfragen im Entscheidungsprozess zum Diktat, ist dies als Populismus zu bezeichnen und zurückzuweisen. Dies ist aber nicht gleichbedeutend mit einer generellen Ablehnung von Umfragen in der Politik, wo sie Informationen und politische Intelligenz für die Formulierung der Politik und die Machterhaltungsstrategien liefern. Umfragen können daneben als Schutz gegen Wahlmanipulation dienen, allerdings nur dann, wenn sie unabhängig sind. Weiterhin können sie den Wählern bei der Entscheidungsfindung behilflich sein. Sie sind nicht nur in der Lage, die öffentliche Meinung zu messen, sondern können auch zur Meinungsbildung beitragen. In den Ländern mit konsolidierter Demokratie und hoher Lebensqualität sind Meinungsumfragen üblich, und der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse werden keine größeren Hindernisse entgegengestellt. Die Qualität und die Unabhängigkeit der Umfragen, der veröffentlichten Analysen und Interpretationen muss jedoch konsequent im Auge behalten werden.
Umfragen finden praktische Verwendung und liefern eine Reihe von Informationen, die nicht auf anderem Wege gewonnen werden können. Die so erlangten Erkenntnisse sind jedoch nicht erschöpfend und allein selig machend. Ausgangspunkt darf nicht die Methode sein, sondern die theoretisch fundierte Frage, auf die wir eine Antwort suchen. Die wichtigsten Faktoren der Entwicklung der Meinungsforschung sind die Entwicklung der Informationstechnologie und die internationale Zusammenarbeit. Das Ungleichgewicht zwischen dem Organisationsaufwand für die Umfragen und der technischen Seite der Präsentation der Daten kann hauptsächlich dort, wo auf seiten der Abnehmer von Ergebnissen die Qualifikation fehlt, missbraucht werden und zu unlauterem Wettbewerb führen. Die große Mehrheit der Untersuchungsergebnisse kommt in der medialen Berichterstattung zum Tragen. Die Beziehung zwischen Journalismus und Meinungsforschung ist jedoch kontrovers. Das Ideal der Mediennachrichten neigt zu einer Präsentation von übersichtlichen Tabellen, schiebt die Theorie und generalisierende Interpretationen beiseite und steht so im Widerspruch zu den Ansprüchen an eine korrekte soziale Analyse.
Die tschechische Meinungsforschung hat eine verhältnismäßig lange Tradition, die Kontinuität ihrer Entwicklung wurde jedoch mehrmals unterbrochen. Nach 1989 kam es zu einem Aufschwung, der Anteil an der gesamten Forschung und Entwicklung ist aber nach wie vor gering. Nun gibt es Konkurrenz, die über das nötige Know-how und die entsprechende technische Ausstattung verfügt, es werden kontinuierliche Präferenzerhebungen, spezielle Umfragen im Vorfeld von Wahlen und sog. Exit-Poll-Wahlumfragen (Umfragen am Ausgang der Wahllokale) durchgeführt, wobei verschiedene Präsentationstypen zur Verfügung stehen. Bei den Umfragen zu Parteipräferenzen existieren in Tschechien relativ verlässliche und professionell vorbereitete Umfragen, gleichzeitig aber auch zahlreiche Aktivitäten von geringer oder schwankender Qualität mit mehr oder weniger zuverlässigen Ergebnissen.
Die internationalen Qualitätskriterien umfassen die Norm ISO 9000, technische Standards der Fachverbände, z.B. ESOMAR und AAPOR, und Empfehlungen der Fachwelt, z.B. der DFG. Garant für die Standards in der Tschechischen Republik ist SIMAR (Vereinigung von Marktforschungsagenturen). Die meisten bei uns durchgeführten Meinungsumfragen erreichen im Bereich der Auswahlmethoden nicht die internationalen Standards. Grund dafür sind vor allem äußere Umstände, die ein Spannungsverhältnis zwischen den Anforderungen an die Effektivität und den Möglichkeiten, wissenschaftlich fundierte Umfragen zu organisieren, zur Folge haben. Die Wahrscheinlichkeitsmethoden führen zwar im Vergleich zur Quotenauswahl nicht immer zu einem genaueren Ergebnis, ihr Vorteil ist jedoch eine größere Kontrolle über den Untersuchungsprozess. Die Größe der für Tschechien wichtigen Umfragen ist hinreichend und der Konstruktion der Fragen wird die nötige Aufmerksamkeit gewidmet. Die repräsentativen Präferenzerhebungen basieren auf einem standardisierten persönlichen Gespräch. SIMAR legt für die Arbeit der Interviewer detaillierte Regeln fest, die Qualität der Interviewernetze der Agenturen ist allerdings unterschiedlich. Die Minimalanforderungen an die Präsentation der Ergebnisse werden erfüllt. Die Pressemitteilungen sind ein Kompromiss zwischen sozialer Analyse und den Anforderungen der medialen Berichterstattung. In den Umfragen wird in der Regel der Schutz der persönlichen Daten der Respondenten garantiert.
Für ein reibungsloses Funktionieren der Demokratie ist der freie Zugang zu Informationsquellen einschließlich Umfrageergebnissen unerlässlich. Wichtig für die Durchsetzung einer größeren Professionalität bei den tschechischen Meinungsumfragen ist das Niveau der hiesigen Nachfrage und ihr Interesse an professionell vorbereiteten Präsentationen. Bedingung dafür ist nicht nur ein ausreichendes ökonomisches Potential, sondern auch die Fähigkeit, die Qualität der Forschungsarbeit zu beurteilen. Dies gilt auch für den Fall eines qualifizierten Zugangs zur Analyse von Daten und ihrer Interpretation.
Schlüsselwörter
Wahlpräferenzen, Wahlverhalten, Wahlstudien, Forschung, Meinungsforschung, selektive Erhebungen, Methodologie der Sozialforschung, Qualität einer Umfrage, Datenqualität, Validität, Reliabilität.
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