auch im Dienst der Politik.
Die politischen Parteien wehren sich ähnlich wie die Produkthersteller
mit allen Mitteln gegen eine Veröffentlichung des Inhalts, des Vorgehens
bei der Produktion und die Füllweise ihrer Konserven, Tüten,
Programme, Verkündungen, Schachteln und Päckchen. Sie schützen
damit den Konsumenten (er würde es ja sowieso nicht verstehen) und
auch sich selbst. Obwohl vergleichende Werbung verboten ist (lediglich
über die Spaghetti von De Cecco kann man sagen daß sie die besten und
besser als die anderen sind, aber davon kann sich jeder überzeugen),
entsteht der größte Teil der Produkte und der politischen Parteien durch
Imitation und Abgrenzung von den anderen. Auf der Grundlage des
Vergleichs.
Die Czech made Hängekarte, die Links-/Rechtspartei westlichen Typs (in
beiden Fällen geht es um Kapitalismus in der Vorstellung von
Bolschewiken), oder der Termin „ökologisch sauber“ bezeichnen
ungefähr soviel, wie die Aufschrift „hausgemachte Suppe“ auf einer Tüte
mit Antioxidierungsmittel E 112 und Natriumglutamat (sowie natürliches
Hühneraroma) von Vitana oder Knorr oder die Inschrift Freie
Demokratische Partei. In keinem der Fälle wissen wir, was wir uns
reinziehen werden. Und wenn wir es herausfinden (wenn die Suppe
gebacken ist), merken wir, daß wir uns den Geschmack hätten denken
können. Wir versuchen sie also zu verbessern - der Hersteller empfiehlt
einen Löffel Sahne derselben Marke.
Der Sinn, der Geschmack und die Bedeutung gehen uns so vollkommen
verloren, werden zirkular, hängen von Sinn, Geschmack und Bedeutung
eines anderen Produktes ab, dieses wiederum von weiteren, gleichzeitig
kann man sie nicht testen. Man kann sich nicht mehr auf seine Sinne
verlassen, verschiedene Produkte sind gleich und gleiche sind
verschieden, abgesehen davon, daß Unterschied oder Gleichheit uns
nicht anders als in Parolen zugänglich sind. Wir beginnen in zirkularen
Erwägungen zu denken, die Welt der Individuen verliert seine
Grundlage, die individuellen Bilder der Welt können nicht anders als
relativ geteilt werden. Relativ im Bezug auf was? Die tschechische
Bezeichnung (durch einen Begriff aus dem Lateinischen) „Reklame“ -
erneut (nach jemandem, nach etwas) hervorrufen - begreift diese
Situation gut. Auch der Begriff Publizistik, Veröffentlichung, ist, wie wir
im folgenden sehen werden nicht schlecht.
ein Depp
sicheres Mittel, wie aus dem Menschen einen Revolutionär zu machen,“
hat der französische Psychologe und Soziologe Gustave le Bon ende des
letzten Jahrhunderts festgestellt.vi Gilt diese Parole auch
heute noch?
Droht uns wohl heute in einer Welt, die auf der Verbreitung von
Informationen begründet ist eine Revolution?
geeignet ist, ist unmöglich; gerade diejenigen, die vorbehalten werden,
steigen im Wert. Ein anderer Weg ist, jede Information brauchbar zu
machen - aus einer Information eine Zusammenstellung von Spielregeln
zu machen. Wissen wird nicht dafür benutzt, daß sich der Mensch nach
ihm verhält, sondern bietet die Chance zum Gewinn. In welchem Spiel?
Es wird ein Spiel gespielt, in dem nur verloren wird: der Sieger ist der
vollprogrammierte Einzelne - in jedem Augenblick entscheidet er sich
frei, mit jeder freien Entscheidung verliert er seine Freiheit.
Der Intellektuelle ist schon vor langer Zeit (zum Glück) überflüssig
geworden, seine Dienste und Verdienste sind nicht mehr nötig. Und
langsam ist auch der homo oeconomicus überlebt, auch wenn wir uns
das bis jetzt noch nicht bewußt machen; die informierte Welt kann sich
selbst lenken und beschreiben. Mit ihm wird es enden wie mit dem
Intellektuellen - er wird ein unbrauchbarer Sozialhilfebettler. Der nächste
Mensch wird ein kreativer Mensch sein. Seine „Hauptdevise“ ist eine
bestimmte absolute Unberührteheit.
Der Sieger ist der vollprogrammierte Einzelne. Der kreative Mensch, dem
keine vermittelte Information fremd ist: „Von Anfang an war mir klar,
daß die Werbung für das Bier Vekopopovický kozel
typisch
tschechischen intellektuellen Humor enthalten muß und eine Dosis
Hrabal’scher Poetik.“vi i
„Die
Orangenmänner betrachten die Welt mit der
Neugierde eines Kindes, der erwachsenen Kraft des Verstandes und der
Logik und dem individuellen Schweigen.“vi ii
Die
Sprache ist von der
Werbung für einen Orangensaft. Der kreative Mensch ist in diesem Sinne
der vollkommene Prototyp eines Deppen - er muß ihm nahestehen und
ihn gleichzeitig unterhalten. Schwejk wird zum General befördert.
Die anderen bilden eine formlose Masse.
bewohnten Umgebung und dem anderen Raum. Zwischen der Welt
(dem Kosmos) und dem Chaos.i x
Die bewohnte
Welt ist im Gegensatz
zum Chaos, durch seine Mitte definiert; mit dem Ende seiner Mitte endet
sie selber oder wird durch eine andere Welt (Kosmos) ersetztx
, der die
vorherige Welt absorbiert.
Die institutionelle Gesellschaft, die Gesellschaft, die sich aus
Institutionen zusammensetzt, z.B. durch sogenannte „juristische
Subjekte“, beide vereinigt der Raum; die individuelle Welt und das
individuelle Chaos fließen zusammen, wenn wir die Welt aus der Sicht
ihrer institutionellen, verfaßten Bewohner betrachten. Sie sind
unsichtbar im Gegensatz zu den Bewohnern der physischen Welt, und
sichtbar sind sie lediglich medial, vermittelt. Eine Welt, die den Medien
und Institutionen nicht zugänglich ist (die nicht vermittelt und
vermittelnd ist), wird von dunklen Kräften bewohnt (von Dämonen und
den Seelen der Toten, ähnlich wie ein unbewohntes individuelles
Chaos), sie ist ein neues - unverfaßtes, dennoch institutionelles - Chaos.
Geburt, wenn das Fernsehen oder die Funkverbindung funktioniert und
wenn er Steuern zahlt (dann hat er seine Identifikationsnummer und ist
vermittelbar). Die Grenzen der Signale der Informationsmedien sind die
Grenzen der Welt. Das Universum wird mit Hilfe der Medien, der
Institutionen, der Medialisierung neu geschaffen und eingeweiht. Der
Raum - es muß sich nicht um einen physischen Raum handeln -, welcher
nicht eingeweiht, nicht medialisiert und damit nicht vermittelt wird, ist
ein Raum des Chaos, des Fundamentalismus.
Wirklich, wenn auch nicht physisch, bleibt nur der mediale Raum. Die
physische Welt ist eine Scheinwelt, eine Welt der Individuen, dessen
Ereignisse und dessen Wert man wieder und wieder medial (und damit
institutional) beweisen, vermitteln muß. Nur das Medialisierte kann man
physisch erhalten. Das, was keine medialisierte Welt ist, ist keine Welt.
Es wird als institutionales Chaos begriffen, das von Indidviduen bewohnt
wird, die man nicht vor oder in den Fernseher schleifen und sie so
schützen kann. Jene Welt, das unvermittelbare Chaos, muß erobert,
gerettet, zivilisiert und mit Fernsehen und Werbung gefüllt werden, seine
Bewohner müssen durch die Zuweisung von Identifizierungsnummern
gedemütigt werden.
Die Funktion der Werbung in der institutionellen, informierten Welt ist
ähnlich wie die Funktion der Kunst in einer indidviduellen Welt:
ursprünglich sollte die Werbung, die Kunst der Welt der technischen
Anlagen, die institutionelle Welt enthüllen und vermitteln, Informationen
liefern. Nach und nach stellt sie sich jedoch an ihre Stelle, verhüllt sie
Welt, macht das Begreifbare und Logische zu Unbegreifbarem und
Unlogischem. Sie zerstört die kausalen Ketten, Ursachen und Folgen.
erscheint, wenn Zeitungen nicht mehr erscheinen und das Fernsehen
aufhört zu funktionieren, dann wird es eng für die Welt. Die
Institutionen werden noch einige Zeit durch die mediale und
medialisierte Welt irren, bis sie sich letztendlich auf den Bordstein
setzen, ihre Steuer-Identifizierungsnummern vergessen, erstarren und
sich dem Tod hingeben. Es sind die Medien, axis mundi
, die die
Verbindung der Institutionen mit der Ordnung, mit dem Himmel und der
Hölle vermitteln. Die Existenz der Institutionen ist nur dank dieser
Verbindung möglich, nur diese Verknüpfung kann das Chaos als
geordnet reproduzieren, dank ihr sind alle Institutionen auf dieselbe Art
in der Mitte der Welt, nur die Medien ermöglichen es, einen festen Punkt
zu erreichen, ermöglichen es den verfaßten Individuen, sich in einer
institutionalen Welt der technischen Anlagen zu orientieren und hier
wirklich zu leben - wie ein Waschautomat mit Vorwäsche der neuesten
Generation.
Gottes Wille äußert sich nicht mehr mit Hilfe der Natur, durch die
Pflanzen, die Flüsse, die Sonne, den Mond und die Sterne, den Wind und
die Vögel, sondern mit Hilfe der Institutionen. Durch Werbung, durch