Oddělení pro komeniologii a intelektuální dějiny raného novověku

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Oddělení pro komeniologii a intelektuální dějiny raného novověku Filosofického ústavu AV ČR

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Summaries of Acta Comeniana 12 (XXXVI), 1997

Howard Hotson

Das Verhältnis Johann Heinrich Alsteds zu Schlesien, Böhmen und Mähren: Mäzenatentum, Frömmigkeit und Pansophie

Die literarischen Verbindungen von Johann Heinrich Alsted weisen eine zweifellos östliche Orientierung auf. Während seine belegten Kontakte mit England, Holland und Frankreich spärlich sind, ein Drittel der 161 an ihn gerichteten Briefe, die in Wiesbaden erhalten sind, stammen von östlich von Herborn sich befindenden Personen oder Institutionen, und dasselbe gilt von mehr als der Hälfte seiner Widmungen in Büchern. Der vorliegende Artikel versucht dies unter besonderer Berücksichtigung seiner Beziehungen zu Schlesien, Böhmen und Mähren zu erklären. Zwei Aspekte der Gründe lassen sich leicht erklären: nämlich das von den jungen osteuropäischen, in Herborn studierenden Adligen übernommene Mäzenatentum und die sich erschließende Gelegenheit, die reformierte Konfession in diesem Raum zu verbreiten. Beides förderte Alsteds Bemühungen, Kontakte östlich von Herborn zu verstärken. Aber der Kernbestand der Widmungen und Briefe bedarf einer genaueren Analyse: Alle von acht (zwischen 1608 und 1612 verfaßten) Frühwerken Alsteds, die die Lullsche ars magna, die topische Gedächtniskunst und andere kombinatorische und pansophische Systeme behandeln und mit einer Widmung versehen sind, wurden in westslavischen Gebieten lebenden Persönlichkeilen gewidmet. Verschiedene Indizien sprechen dafür, daß sich diese pansophischen Abhandlungen großer Beliebtheit in den östlichen Teilen des Reiches erfreuten und daß Alsted umgekehrt von dort lebhafte Anregungen, Wirkungen und Unterstützung zuteil wurden. Dieser zweiseitige Austausch von Büchern, Briefen und Gedanken zwischen Herborn und Schlesien, Böhmen und Mähren ermöglicht es uns, die enzyklopädischen Aktivitäten Alsteds im genannten Raum mit den letzten Jahren des Rudolphinischen Prag und mit den Studienjahren von Hartlib, Dury und Comenius thematisch, chronologisch und auch geographisch zu verknüpfen.

Marta Bečková

Corespondence of the Elders of the Unity of Bohemian Brethren in the State Archive, Poznań

One part of the Archive of the Unity, originally from Leszno, is an extensive collection of correspondence (the Akta Braci Czeskich, no. 92–1421), containing more than 10 300 letters, most of them addressed to Elders. The great majority of the letters date from the 18th century, with smaller portions from the 17th and the beginning of the 19th centuries, and there are three letters from the 16th century. The letters are now classified according to their recipients, so (hat the letters from Comenius and Figulus, as they were published by J. Kvačala, are now dispersed in various parts of the collection. Of Comenius' contemporaries, the best represented here are the Polish Elders Martin Gertich (d. 1658) and Jan Bytner, although theirs cannot compare with the volume of letters from the following century.
The correspondence of the Elders, however, like the entire Archive of the Unity, has not been preserved in anything like its entirety. Fortunately, it was removed to Silesia before the Leszno fire of 1656, then returned in 1720. Part of the collection was scattered, and there were several moves in the 19th and 20th centuries. Since 1961 the collection has been housed in the State Archive at Poznań.
The Leszno Archive – along with the Hartlib Papers discovered later in Sheffield – is the richest source for the correspondence of Comenius. In the mid-19th century the National Museum in Prague purchased from the Archive 217 letters, along with other papers of Comenius. This formed the basis of Patera's edition of Comenius' correspondence published in 1892. Today there remain about 40 of Comenius' letters in the Poznań Archive, preserved in various forms – autographs, copies, drafts and excerpts. However, the correspondence of the Elders indirectly reveals information about Comenius' letters, in the form of notes on letters received which are unknown today. Such information is contained for example in the Diarium of N. Gertich from 1656–1658. There are also interesting mentions on Comenius in the correspondence of other persons.
One valuable source of this kind is the correspondence of the Elder Nikolaus (Mikołaj) Gertich (1624–1671) with his colleague Jan Bytner (1602–1675) between 1661 and 1668. There are nine autograph letters, in Polish with Latin and German insertions (ABCz 110). Only one of them has been published (Kvačala, Analecta, no. 40); their texts are available in full in the section Materialien (below, pp. 159–195). Only two of these letters make no mention of Comenius. A constant theme of the correspondence is the collecting of money for the Unity and its distribution which was a task allotted to the Elders. The letters also contain firsthand information about the difficult situation of the Brethren congregations in Great Poland after the Swedish-Polish war, as well as comments about church affairs and everyday life, together with references to political events in Poland and other European countries. Gertich's openly critical attitude toward Comenius was prompted by his disapproval of the latter's faith in Drabík's revelations.

Mark Greengrass

Samuel Hartlib und die handschriftliche Veröffentlichung

Obwohl die Druckerei einen gefestigten Platz im Gedankensaustausch des 17. Jahrhunderts einnahm, funktionierte sie innerhalb einer blühenden „handschriftlichen Veröffentlichung". Unter handschriftlicher Veröffentlichung versteht der Autor das vielfache handschriftliche Kopieren von Werken, durch welche sie einem beschränkten aber interessierten Publikum zugänglich werden sollten. Der Aufsatz stützt sich auf die Arbeit von Harald Love über die handschriftliche Veröffentlichung. In vielen Hinsichten war die handschriftliche Veröffentlichung der Wissenschaftlern besser geeignet, als die Kultur des Druckens. Dadurch wurde auch die Art ihrer Kommunikation beeinflußt.
Dieser Aufsatz untersucht die Vorteile der handschriftlichen Veröffentlichung, wie sie im Fall Samuel Hartlibs und seines Kreises vor Auge gestellt werden. Er betont, daß sie flexibler war als das Drucken, und paßte besser dem Ethos des Schenkens. Auch eignete sie sich besser politisch verdächtigem Material. Aber der Entschluß, durch handschriftliche Veröffentlichung eher als durch den Druck zu kommunizieren, blieb ein persönlicher und pragmatischer. Das Phänomen der handschriftlichen Veröffentlichung spielte eine wichtige Rolle besonders unter den Umständen, die vor dem Bürgerkrieg in England herrschten. Obwohl die formale Zensur eher beschänkt war, kann man belegen, daß manche Autoren es nicht wagten, ihre Namen dem Druck preiszugeben.
Für Hartlib selber war die handschriftliche Veröffentlichung für sein „Office of Address" äußerst wichtig. Er sammelte handschriftlich produzierte Bücher, und interessierte sich für technische Neuerungen, die die handschriftliche Veröffentlichung vereinfachen sollten. Die Welt der handschriftlichen Veröffentlichung, die uns die Harlib Papers eröffnen, gibt uns manche wertvolle Informationen über den Kontext, in dem Comenius' Werke dank Hartlib zirkulierten, und über die Weise, auf welche sich Comenius' Gedanken verbreiteten.

Vladimír Urbánek

Das Netz der Briefpartner J. A. Komenskýs

Die vorliegende Studie bietet eine chronologische Übersicht über die Entwicklung der Korrespondenzbeziehungen Comenius' und bemüht sich, aufgrund der statistischen Verarbeitung seiner überlieferten Schreiben (etwa 430 Briefe), einige Kommunikationsnetze (oder Kreise), in die sich seine Korrespondenz gliedern läßt, zu rekonstruieren.
Am häufigsten sind Briefe an Samuel Hartlib (etwa 1600–1662), die rund 19 % der insgesamt überlieferten Korrespondenz darstellen, vertreten. Hartlibs umfangreiches Korrespondenznetz und sein rastloses Streben, den Informationsaustausch innerhalb der Gelehrtengemeinde zu organisieren, ermöglichten es Comenius, weitere bedeutende Kontakte (z.B. mit J. Dury, J. Hübner, J. Moriaen) anzuknüpfen. Leider kennen wir die Korrespondenz mit diesen Freunden Hartlibs nur fragmentarisch. Die zweite große Gruppe der Briefe – 12 % –ist mit dem durch die Korrespondenz des niederländisch-schwedischen Unternehmers Louis de Geers (1587–1652) gebildeten Kommunikationsnetz verknüpft. Hierzu gehören nicht nur die Briefe an de Geer, sondern auch an dessen nahen Umkreis, vor allem an Goddofred Hotton (1596–1656) und Johann Wolzogen. Das brüderliche Korrespondenznetz ist unter Comenius' Adressaten am meisten durch die Senioren Jan Bythner (1602–1675) und Nicolaus Gertich (1624–1671), den Schwiegersohn und engen Mitarbeiter Comenius' Peter Figulus (1619–1670) und seinen langjährigen Freund Mikuláš Drabík (1588–1671) vertreten. Zusammen mit weiteren einzelnen Briefen an Brüder-Gemeinden, Pastoren und Studenten stellt dieser Kreis ungefähr 13 % dar. Am fragmentarischsten ist das um die Danziger Gelehrtengemeinde (J. Hevelius, J. Mochinger, M. Opitz und weitere) konzentrierte Korrespondenznetz überliefert – es handelt sich etwa um 5 % der Briefe Comenius'.
Die einzelnen Korrespondenznetze waren weder geschlossen noch isoliert. Sie überlappten einander und waren auch mit Kommunikationskreisen, deren Schwerpunkt anderswo lag (z.B. der Kreis des französischen Mathematikers M. Mersenne), verbunden. Die die gegenseitige Kommunikation anstrebenden Gelehrten respektierten die politische und religiöse Verteilung Europas im 17. Jahrhundert nicht und schufen mehrere lokal begrenzte, sowie auch „europaweite" Korrespondenznetze. Die Korrespondenz Comenius' kann als Bestandteil dieses internationalen Kommunikationsnetzes untersucht werden.

Jiří Beneš

Briefe und Berichte – eine der Schichten im Manuskript Clamores Eliae

Neben den eigentlichen Werkseiten enthält die genannte Handschrift eine Menge einliegender oder angehefteter Karten und Blätter, eine Art Hilfsmaterial. Es besteht aus Konzepten, Bemerkungen, Urkunden oder Abschriften von Briefen und anderen Dokumenten. Besonders dieser Teil ist reich an wertvollen Angaben über Comenius' Briefwechsel, für dessen vollständige Erschließung jedoch auch die Werkseiten wichtig sind. Bei der Korrespondenz kann man zwei Gesichtspunkte achten: 1. die Anführung von Namen und das Erwähnen der Briefpartner (25 Namen insgesamt), 2. die Art und Weise, wie Comenius die angekommenen Briefe, Berichte und Zeugnisse nutzt, zitiert und in das geplante Werk einarbeitet. In beiden Fällen darf man sich allerdings nicht mit der bloßen Feststellung der Häufigkeit begnügen, bei der Bewertung des Materials ist immer der ganze Kontext zu berücksichtigen. Im zweiten Fall lassen sich deutlich kurze Erwähnungen und Hinweise unterscheiden vom Anführen verkürzter oder wortwörtlich übernommener Dokumente. Dank ihrer unfertigen Arbeitsform bezeugt die eigenhändige Handschrift Clamores Eliae mehr als irgendeine andere Schrift das weitverzweigte und stark frequentierte Korrespondenznetz des J. A. Comenius. Aus ihr lassen sich überraschende Beziehungen und Bindungen erschließen.

John Young

„Kein Problem ungelöst zu lassen": die neue Mathematik als Modell für die Pansophie

Hauptsächliche Quelle dieses Referats sind die Papiere Samuel Hartlibs in der Universität von Sheffield in England, besonders die Briefe des wenig bekannten deutschen Naturphilosophs Johann Moriaen (c. 1592 – c. 1668). Moriaen siedelte 1637 nach Amsterdam um, und wurde bald zum leitenden Beförderer der pansophischen Ideen des Comenius in den Niederlanden. Er führte Aufsicht über die Sammlungen für den Pansophisten und verbreitete die Schriften, die ihm in großer Menge von Hartlib überschickt wurden: in erster Reihe die Præludia und den Prodromus des Comenius, aber auch die pansophischen Werke seiner Bewunderer in England, wie John Dury und Joachim Hübner. Zu diesen Werken gehörte die 1638 von Hartlib gedrucke Idea of Mathematics des englischen Mathematikers John Pell (1611–1685).
In diesem Manifest schlug Pell drei konkrete Reforme der Mathematik vor. Er empfahl zuerst die Zusammenfassung einer universalen mathematischen Enzyklopädie und Bibliographie; zweitens die Gründung einer allumfassenden mathematischen Bibliothek; und drittens die Verfassung einer solchen Auslegung mathematischer Theorie, daß jedweder fleißiger Mathematiker auch ohne Instrumente oder Bücher zur Lösung irgendwelches mathematischen Problems gelangen können würde. Dieses kleine Werk schätzte Moriaen besonders hoch: „weil ich mir und anderen possibilitatem Pansophiae dardurch einbilden kann".
Das Konzept einer allgemein gültigen mathematischen Methode war zu diesem Zeitpunkt verhältnismäßig neu, und entsprang dem Begriff der abstrakten Zahl (in Gegensatz zur bestimmten Anzahl), der am Ende des vorigen Jahrhunderts seine erste genaue Formulierungen bekommen hatte, in der In artem analyticen isagoge des von Pell hoch bewunderten Franzosen François Viète (Vieta). Mit Vieta fängt an der Übergang von einer praktischen und pragmatischen Mathematik, die sich vorwiegend mit der Lösung bestimmter Probleme beschäftigt, zur Suche nach der ars analylica, einer allgemeinen Methode, deren Ziel es war, laut Vieta, „nullum non problema solvere" („kein Problem ungelöst zu lassen"). Die Pansophisten erwarteten eine ähnliche Wende in jedem Bereich des menschlichen Wissens, und suchten nicht nur in der Mathematik, sondern auch in der Naturwissenschaft und sogar in der Theologie eine ähnliche „allgemeine Methode", die alle Probleme unfehlbar lösen würde.
Diese mathematische Analogie wurde von mehreren Pansophisten ausdrücklich und wiederholt erwähnt: von Comenius selber im Prodromus wie auch hinterher in späteren Werken, von Moriaen in seinen Briefen, von J. A. Tassius (wie ihn Dury in einem Brief an Hartlib zitiert), und von Dury in seiner ungedruckten Analysis Demonstrativa, in der er versucht, die Vorgänge der Mathematiker auf die Exegese der heiligen Schrift hinüberzutragen.
Das Ziel der Pansophie war es nicht, die Gesamtheit menschliches Wissens ins einzelne Gehirn einzustopfen, sondern die Methode festzustellen, wodurch Verständnis von sich selber entfalten sollte, dank der von Gott bestimmten Harmonie und Ineinanderbegriffenheit aller Dinge (siehe Comenius, Prodromus pansophiae, London 1639). Die Pansophie war zugleich Ausdruck und Bestätigung der Glaube an eine solche Harmonie. Dieses Konzept der neuen Mathematik als Modell für die Pansophie läßt uns besser begreifen, wie ernsthaft das Projekt genommen wurde, und wie es möglich erschien, daß der schöne Traum der Allweisheit tatsächlich verwirklicht werden könnte.

Jiří Kroupa

Brief als Kommunikationsmittel. Der böhmische Intellektuelle Bohuslaus Balbinus

Der Autor ist bemüht, die erhalten gebliebene Korrespondenz (über 300 Briefe aus den Jahren 1645–1688) des böhmischen Polyhistors und Jesuiten Bohuslaus Balbinus (1621–1688) zu analysieren und zu klassifizieren. Der umfangreichste Teil seiner Korrespondenz besteht aus den durch sein lebenslange Interesse für die Geschichte und Genealogie Böhmens motivierten Briefen, wobei sich innerhalb dieser Gruppe eine bestimmte Anzahl von fragebogenartigen Briefen absondern läßt, die mit Balbins heuristischer Tätigkeit zusammenhängen. Über historische Probleme kommunizierte er am häufigsten mit den Patres Georgius Crugerius S.J. und Joannes Tanner S.J., mit seinem Busenfreund Thomas Pessina von Czechorod, mit dem Prämonstraten Aloysius Hackenschmidt aus dem Kloster Tepl, als auch mit den führenden Repräsentanten des böhmischen Adels.
Eine weitere große Gruppe bilden die Briefe, die die Veröffentlichungen seiner „umstrittenen" historischen Werke betreffen (Zensur, Streit um die Ausgabe der Werke Epitome historica rerum Bohemicarum und Miscellanea); hier sei besonders auf die höchst wichtige Korrespondenz mit den ranghöchsten Ordensvorstehern in Rom aufmerksam zu machen.
Der dritte reichhaltige Teil der Korrespondenz Balbinus, der seit den siebziger Jahren des 17. Jhs. entstand, wurde durch seine Bemühungen um die Eingliederung in die universale „societas eruditorum" motiviert, mit anderen Worten durch sein Ringen um eine internationale Anerkennung auf dem Gebiet der historischen Wissenschaft (besonders die an den Rektor des Zittauer Gymnasiums adressierten Briefe).
Auch in der bruchstückhaft erhaltenen Korrespondenz erscheint Balbinus als ein typischer mitteleuropäischer Intellektueller am Ausgang des 17. Jhs.: unter dem Informationsdruck, der ihn immer größere Menge von disparaten Daten und Informationen in einer sich unabwendbar kürzenden Perspektive des individuellen Daseins zu beherrschen drängts, läßt er in der alltäglichen Korrespondenz von den verfeinerten und bewunderten epistolographischen Normen ab – mit einziger Ausnahme, welche die an die ausländischen Gebildeten gerichteten Briefe darstellen.

 

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