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Manfred Frank (Uni Tübingen/Bielefeld):
Subjektivität – ein komplexes Problem. Überlegungen im Ausgang von Dieter Henrich
Neben Jürgen Habermas und Ernst Tugendhat darf der im letzten Dezember gestorbene Dieter Henrich für eine der bestimmenden Gestalten der deutschen Nachkriegsphilosophie gelten. Bei Antritt seiner Heidelberger Professur (1965) war die philosophische Landschaft in Deutschland geprägt einerseits durch den fortwährenden Einfluss der Heidegger’schen Großtheorie, die im seiner selbst bewussten Subjekt den Fluchtpunkt moderner „Seinsverdrängung“ sah. Obwohl natürliche Gegner Heideggers, waren die (damaligen) Vertreter der „Sprachanalyse“ nicht minder subjektfeindlich eingestellt. Nicht das Subjekt sahen sie als ultimativen Lichtspender in Sachen Wissen, sondern die Sprache als das Medium, in dem Geltungsansprüche zu verhandeln seien. In dieser ideengeschichtlichen Konstellation konnte Henrich beiden Richtungen mit einem ganz neu gewendeten Argument aus den Beständen der überwunden geglaubten klassischen deutschen Philosophie vor Augen führen, wie unabgegolten das – recht verstandene – „subjektphilosophische Erbe“ in Wahrheit ist.