sind und die Hand öffnen, um uns am Anblick des Ergebnisses unserer Jagd zu
erfreuen, in unserer Handfläche etwas völlig anderes halten?
Die Eurobanane (eine Banane, die man in die Länder der Europäischen
Gemeinschaften einführen darf) ist durch Sprache definiert, wird durch ihr Maß
bestimmt, durch ein begrenztes Gewicht, durch eine Definition ihrer Krümmung,
einer genau definierten Farbe und einem bestimmten Preis. Die Mustersammlung
von Maß, Gewicht, Krümmung, Farbe und Preis sind die Elemente einer neuen
Sprache, durch die die Eurobanane definiert wird. Die wahre Wirklichkeit ist die
„Eurobanane“ - ursprünglich eine sprachliche Bezeichnung; etwas anderes ist für die
Europäer keine Banane. Ein begriffliches Muster der Wirklichkeit wird zur Sprache.
Das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Sprache wird umgestürzt und beides wird
zur ursprünglich sprachlichen Vision der Welt restringiert. Zur Banane wird nur
diejenige von den Beschreibungen, welche ein adäquates Wörterbuch benutzt. Die
ursprüngliche Banane brauchen wir dafür nicht. Sie kann durch alles ersetzt
werden, durch jedes Beispiel der Beschreibung, durch jedes, nun schon
sprachliche, Synonym. Die Wirklichkeit ist nur das, auf was wir uns berufen
können, was mechanisch unterscheidbar ist. Nur das kann in die sprachliche
Wirklichkeit eintreten.
Die durch die sprachlichen Ausdrücke gesehene Wirklichkeit (z.B. der gegeben Stil
in der Architektur) reduziert sich nach und nach auf die Sprache (der Stil in der
Architektur), wird von ihr gänzlich charakterisiert, kann durch den Stil völlig ersetzt
werden. Um den Ausdruck der Sprache nicht zu verlieren, muß man sich nach ihm
richten, muß man z.B. nach ihm bauen, Bananen aussuchen, Literatur bewerten,
Filme, Kunst, sich im Raum orientieren u.ä. In der Wirklichkeit, die neu geschaffen
wird (z.B. in der Architektur), geht es nicht um Stilpluralismus, sondern um das
Gestalten nach einer neuen, günstigsten Stilkombination, das Erschaffen gemäß den
Ausdrücken der Sprache. Es ist kein Stilpluralismus, es geht nur um die Ansicht
durch Ausdrücke einer universellen Sprache im Hinblick auf die Stile.
Damit die Information, die ein Ausdruck der Sprache ist, nicht verloren geht, ist es
notwendig, sich nach ihr zu richten, ist es notwendig gemäß ihr zu gestalten, zu
erschaffen. Das Ergebnis wird zu einer Geschichte in der Sprache der früheren
Wirklichkeit. Dazu ist eine Berechtigung nötig. Diese ist die Überzeugung, daß
nichts böses passieren kann, daß sich alles von alleine regelt, falls es in den Kontext
des wissenschaftlichen Systems und der politischen Regeln gegossen wird. Die
Frage der Legitimität wird auf die Pragmatik umgeleitet, verliert sich dadurch, daß
sie beiseite geschoben wird.
Was eine mechanische Beschreibung ist, wird schon alleine in der Sprache
ausgedrückt, in der Sprache der Beschreibungen - alles außerhalb der
Beschreibungen muß man alleine durch den Bezug zu Beschreibungen
charakterisieren. „Wissenschaftlich“ sein heißt, sich an die Beschreibungen zu
halten. Was irgendwie nach außerhalb verweist, wird zur Kunst, zur Kunst ohne
Beschreibung, Kunst für die Kunst. Die Einheit des Beschreibens und dessen, was
außerhalb der Beschreibung steht, existiert jetzt bereits nur noch außerhalb von
uns, man kann darauf nicht verweisen.
Der Gegenstand der Beschreibung beginnt uns bereits nur noch als Bild zu
erscheinen, als Beispiel der Beschreibung; er ist nur dann offensichtlich, wenn er
mit der Beschreibung ins Verhältnis gesetzt wird, wenn er auf die Beschreibung
reduziert wird. Er tritt nur dann deutlich in Erscheinung, wenn man ihn voll durch
die Beschreibung charakterisieren, ersetzen kann. Das, was beschrieben, durch die
Beschreibung charakterisiert und dementsprechend ersetzt wird, wird selbst zur
Beschreibung. In dem Augenblick gibt, gab und wird es bereits nichts mehr außer
Beschreibungen geben.
In der Faszination über die Erkenntnis ist unser wahres Ziel, über den eigenen
Schatten zu springen, im Unübersichtlichen zerronnen. Die ursprüngliche Welt ist
von uns verschwunden, spricht schon nicht mehr, es bleiben nur ihre
Beschreibungen. Aus dem Sprechen wird eine Sprache, aus der Sprache, also aus
Beschreibungen, wird eine einzige, „wirkliche“ Wirklichkeit. Wir sind in die Welt
Träger von allem. Die Beschreibungen verlieren die Eigenschaften von
Beschreibungen: nämlich Beschreibungen von etwas zu sein. Die Frage, ob diese
Sprache die Wirklichkeiten gut beschreibt, ändert sich in eine Frage der uniformen
Übersetzbarkeit der Beschreibung - verändert sich in die Beschreibung. Alles vom
Anfang bis zum Ende wird zu Spiegeln der Sprache. Die Wirklichkeit ist nicht
greifbar, ist nicht, ist nicht aktuell. Sie wird ersetzt durch Beschreibungen; die
Sprache wird zur authentischen Wirklichkeit.
modernen Epoche wird es für das wichtigste Credo gehalten, „modern zu sein“, mit
der Zeit zu gehen, nicht an überholte Formen, Gedanken und Verhaltensweisen
gebunden zu sein, nicht mit der Tradition in Verbindung gebracht werden. Es
entsteht ein Kult des Neuen. Die Geschichte wird als
schrittweise, lineare,
fortschrittliche Entwicklung begriffen. Nur wenn Geschichte existiert, kann man
von Fortschritt sprechen, existiert Geschichte. Zeitgenössisch, modern zu sein ist
somit auch eine Fiktion der Zukunft.v ii
Das moderne Zeitalter, die Neuzeit entstand plötzlich, jedoch nicht dort, wo das
Mittelalter endet.
Information, ist Wissen. Es kann zirkulieren. Was nicht übersetzbar ist - man muß es
lassen, man kann sich darauf nicht berufen - ist kein Wissen. Darüber, was in eine
lineare Niederschrift transponiert werden kann, kann man Aussagen treffen, kann
man sich berufen; es ist also real, wirklich. Wir werden so zu Gefangenen der
Übersetzbarkeit. Nur jenes ist eine Aussage, was übersetzbar ist. Man muß
garantieren, daß soviel wie möglich von dem, in dem wir leben, übersetzbar ist. Alle
Hersteller von Wissen müssen gleichzeitig Mittel für seine Übersetzung in eine
lineare, alphanumerische Niederschrift haben. Es ist deshalb vorteilhafter, direkt
linear übersetztes Wissen zu generieren. Ist der Charakter eines so übersetzten
Wissens betroffen?
Es geht um einen ähnlichen Prozeß wie die Ersetzung von frischen Lebensmitteln
mit eingefrorenen. Die Hersteller behaupten: sie haben dieselbe Farbe, denselben
Geruch und Geschmack. Wenn letztendlich niemand mehr frische Lebensmittel ißt,
kann man sie nicht vergleichen. Zuletzt erscheint es vorteilhaft, auch einen
eingefrorenen Verbraucher zu fordern.
So kontrolliert der Schatten schrittweise seinen Herren.
Das so zubereitete Wissen wird weiter reduziert. Es wird für eine weitere
Produktion konsumiert, verändert. Es verliert völlig seine Nützlichkeit, seinen Sinn
und seine Bedeutung, es eignet sich völlig andere Dimensionen an. Zuletzt wird das
Wissen nur zu einem Spiel und einem Streit um die Macht. Wer ist derjenige, der
weiß? Wer weiß - was? Wer weiß das, von dem er nicht weiß, daß er weiß? Auch
ein Analphabet ist vor dem Wissen nicht sicher.
Die vollständig informierte Welt erscheint als Fiktion der Gegenwart.
Die informierte, postmoderne Welt entsteht plötzlich. Nicht jedoch dort, wo die
moderne Welt endet.
Architektur bestimmen,“ schreibt Charles Jencks.viii „Die moderne Architektur starb
Minuten nachmittags.“
Architektur wird durch nichts anderes hervorgerufen als durch Etikettieren, durch
Wahrnehmen der Architektur als Sprache: „Sprache der Architektur“. Dies kann
man durch die Überführung der Architektur in eine linearisierte Niederschrift
durchführen (zu Beginn beispielsweise eine bildhafte). Was nicht übersetzbar ist, ist
verlassen, man kann sich darauf nicht berufen. Das, was übersetzt ist, nur das kann
man aufrufen. „Hier ist nicht ein Grund für den Tod der Architektur, hier ist ein
System von Gründen.“ Die Gründe für den Tod der Architektur liegen außerhalb
von ihr selbst. Sie liegen in ihrer Übertragung. Das Ende ist keine Folge der
Entwicklung der Architektur, sondern dessen, daß sie von einer Aufzeichnung
ersetzt, in ein „System von Sprachspielen“ eingegliedert wurde.
als er entdeckte, daß er vierzig Jahre in Prosa gesprochen hatte, ohne daß er
von ihr etwas wußte. Die moderne Architektur erlebt einen ähnlichen Schock,
wenn sie entdeckt, daß sie über etwas so erhabenes wie die Prosa gesprochen
„Prosa“ angesehen wird und diese „Prosa“ weiter erforscht und ersetzt wird mit
„Zeichen“, „Worten“, „Sätzen“ und diese noch mit „Syntax“ und
„Semantik“ und
letztendlich auch ihren „Metasprachen“ höherer und höherer Ordnungen, verliert
sich aus der Architektur das Handwerk des Architekten. Es wird ersetzt durch das
Handwerk des universellen Diskurses. Es beginnt das Ende der modernen
Architektur. Der Bau ist nun eine Bewertung der („baulichen“) Formel, die universal
ist. Die Tatsache, daß sich in ihr die ursprünglichen Stile vermischen, ist für den Bau
nicht charakteristisch.
Anders gesagt, es geht um ein ähnliches Vorgehen, wie wenn wir einen
tatsächlichen Vorfall durch seine filmische Gestaltung ersetzen, wenn wir ihn nach
der Leistung der Hauptrollen und der Techniken des Filmes beurteilen (ersetzen),
diese wiederum je nach dem, wie bekannt ihre Gesichter sind (sich für mehrere
Filme eignen) und nach der Qualität der Computer, mit denen die Tricks gestaltet
werden. Und nun, wenn wir einen neuen Film machen wollen, sprechen wir noch
nicht über die Schaffung einer neuen Wirklichkeit; es genügt, je nach der
gewünschten Qualität, sich mehr oder minder bekannte Gesichter und die
entsprechenden Geräte auszusuchen. Die Zuschauer sind dann „ergriffen“ von dem
Endergebnis mit mehreren Oscars: „Ja, dieser Film ist gut ausgedacht. Er war schön
anzuschauen. Hoffentlich werden bald die T-Shirts dazu verkauft.“
Verschiedene Wirklichkeiten haben so jede ihre Sprache, verschiedene Sprachen
haben letztendlich die gleiche Form, ihre (sprachliche) Koexistenz ist immer
möglich. Die Gesellschaft ist eine vereinheitlichte (sprachliche) Totalität; jedes
Problem wird mit Hilfe der Sprache im Bezug zum sprachlichen System aufgefaßt,
das als Ganzes begriffen wird.
Zirkulationen dar. Was nicht Empfänger (Adressat) oder Absender (Adressant) ist,
oder was nicht auf dem Weg zwischen ihnen ist, was nicht Voraussetzung für die
Zirkulation ist, das ist nicht. Was nicht im Hinblick auf die Information eingefangen
werden kann, ist nicht aufgreifbar. Es ist außerhalb der Zirkulation.
Die informiert Welt begnügt sich mit der Adressierbarkeit; die Adresse (die
Geburtsnummer oder andere Identifizierungsnummern) dient der vollständigen
Identifizierung, ersetzt das vollwertig Adressierte oder Referierte, nimmt seinen
Platz ein. Was ist im Umlauf zwischen dem Adressaten und dem Adressanten? Nichts
außer den Adressen. Das, was zirkuliert, verliert für den Adressanten seinen Wert,