Während auf dem Bild die Elemente des Bildes neben einander stehen
(z.B. der Sonnenaufgang und das Krähen des Hahnes), auswechselbar
sind, folgen sie im Text auf die eine oder andere Weise auf einander (im
Text ist der Sonnenaufgang der Grund für das Krähen des Hahnes oder
umgekehrt). Wenn wir ein Bild dechiffrieren wollen, müssen wir
zunächst den Text dechiffrieren, wenn wir die Kausalität aufheben
wollen, müssen wir sie zunächst als Chiffre begreifen können. Genauso
wie sich einst die Bilder an den Platz der Welt stellten, stellt sich nun der
Text an den Platz der Bilder. Das kausale, logische Denken wird zum
Ziel. Die Denkstruktur entspricht nicht der Ausgedehntheit der Sache.
Genau wie die Berauschung durch die Bilder das Sehen der Welt
verhindert hat, verhindert die Berauschung durch die Texte die
Möglichkeit des Sehens der Bilder. Das zum Selbstzweck geschehende
Schaffen kausaler Texte, möglicher Auslegungen, wird zum Sehen der
Welt. So schieben sich nach und nach die Texte zwischen den Menschen
und das Bild, also auch zwischen den Menschen und die Welt, der
Mensch beginnt in der Funktion seiner kausalen Texte zu leben. Die
Bilder haben aufgehört ihre ursprüngliche Funktion auszuüben: Bilder
gegenüber der Welt und Muster gegenüber dem Text zu sein. Nun haben
sie dieselbe Funktion (Bilder zu sein) für die Texte: Bilder sind Bilder zu
den Texten, sie erklären die Texte, illustrieren sie. Die Texte werden
zum Muster der Welt. So werden sie jedoch schrittweise unvorstellbar
(z.B. wissenschaftliche Texte), unübersetzbar in die Welt der Bilder. Sie
sind bereits nur Codes von Codes, aus den Zeichen für Symbole werden
Symbole, so verlieren sie ihre Referenz- und Dechiffrierungsfähigkeit,
ihre Interpretation wird wiederum auf sie selbst beschränkt, ihre Qualität
ist durch die Menge an Referenzen meßbar. Eine ähnliche Deformation
durchläuft die Sprache. Wenn eine Chiffre in eine andere Chiffre
übersetzt wird, wenn sie relativ durch eine andere Chiffre ersetzt wird,
die genausowenig lösbar ist, kommen wir nicht sehr weit voran, wir
schaffen lediglich eine uniforme Welt. Diese außerhalb des Textes,
außerhalb der Sprache zu lösen kann jedoch nicht gelingen.
Die Welt wird von einem System der Transformation von Texten
gebildet. Ein Text wird mit einer Referenz zu einem anderen erklärt.
Ursachen und Folgen sind nun so verwoben, so unvorstellbar, daß man
einen willkürlichen Teil ignorieren kann. Das Ergebnis ist, daß eine
Meinung zu vertreten, eine Kette von Texten, in Terminen des Textes
jegwelchen Sinn verliert. Eine Meinung außerhalb der Textermine zu
vertreten ist jedoch nicht zulässig. Derjenige, welcher nicht nachdenkt,
wird zu einem Denker: das einzig mögliche ist, vom Denken zur
Referenz und Transformation des Textes abzuschwenken. Wer aus der
durch Texte beschränkten Welt ausbrechen wollte, kommt in einen
Konflikt. Erst der Mensch ohne Meinung wird zum vollkommenen,
allerdings bedeutungslosen Menschen. Die Zeitung Lidové novinyund
ihre Autoren ohne Meinung (bis auf eine Ausnahme) sind tagtäglich ein
Beispiel dafür.
Um einen gemeinsamen Nenner zur Überwindung der Krise der Kultur
zu schaffen, dafür benötigt man universelle und leicht zugängliche und
interpretieren, gleichzeitig dürfen sie nicht vollkommen kausal sein. Dies
sind gerade technische Anlagen (funktionierende Automaten), die auf der
Grundlage von wissenschaftlicher Texte gebaut wurden, die diese
Forderung fast ohne Ausnahme erfüllen. Demnächst wird nur ein Text
wissenschaftlich sein, den man für die Konstruktion einer technischen
Anlage verwenden kann, den man also auf diese Weise wissenschaftlich
testen kann, der genügend verbildlicht werden kann. Auf diese Weise
verlieren die Bilder der Texte ihren Bezug zur Zeit (Test und Voraussage
haben denselben Charakter, die Vergangenheit ist gleich wie die
Zukunft), seine Linearität und damit seine Kausalität. Doch nicht nur
dies, die Interpretation des Textes muß, ähnlich wie der Text, der
verbildlicht, ewig wiederholbar sein, sie muß auf unseren Befehl hin
wieder und wieder lokal zugänglich sein. Sie darf nicht, ähnlich wie die
Texte, deren Bild sie ist, auf einen Ort fixiert sein. Es muß eine tragbares
und zugängliches Bild sein, ein durch eine Maschine hergestelltes,
technisches Bild. Dies ist nicht kausal - es hat somit den Charakter einer
Information. Demnächst wird nur das zur Kultur, was ewig wiederholbar
und damit unbegrenzt verbreitbar ist. Alles ordnet sich der Tatsache
unter, aufzeichenbar zu sein, um im Gedächtnis zu bleiben. Die
Menschen identifizieren sich mit ihrem Bild (Image), imitieren es so gut,
bis von ihnen nichts übrig bleibt, das Bild hört auf ein wahres Bild zu
sein, es beginnt sein eigenes, einzigartiges Leben zu führen.
Nur das Bild (Image) bleibt ewig. Die Welt der technischen Bilder
gewinnt gegenüber der bis dato noch nicht von Bildern eingefangenen
Wirklichkeit an Bedeutung. Die Ähnlichkeit zwischen Bildern und ihrem
Muster ist jedoch irreführend. Sie sind sich nicht ähnlich. Der gebildete
Mensch erkennt jedoch nichts. Er hält sie, im Gegensatz zu den
ursprünglichen Bildern, als Fenster zur Welt, er vertraut ihnen und legt
sie sich nicht zur Dechiffrierung vor. Die medialen Bilder werden direkt
als Wirklichkeit übersetzt. Deswegen existiert keine Fernsehkritik und
kann auch nicht existieren. Medieninformationen sind Bilder, die von
einem Apparat geschaffen wurden, der Apparat ist ein Bild des
technischen Textes, die Medieninformation ist also gewissermaßen ein
Bild des Bildes und ihre Objektivität trügt. Sie bedeuten nicht „die Welt
dort draußen“, sondern einen technischen Text, also ein Programm für
einen Automaten, der von diesem Programm gesteuert wird. Anstelle der
Mythen kommt somit ein Programm für einen Automaten, der „Mythos
vom System“ wird geboren, wir werden zu Gefangenen in der Welt der
Mechanismen, führen ein im voraus vorbereitetes Programm aus. Erst ein
programmierter Mensch ohne Meinung wird letztendlich unsterblich. Im
Austausch für sein Leben bekommt er das ewige Leben (sein Bild, image,
lebt im Universum der technischen Bilder), er selbst lebt es jedoch nicht.
bemängelte,x v daß uns die erzählte Anekdote verloren gehe.
Im
Nachhinein freute er sich wieder. Dafür mehren sich die Bilderwitze, wir
sind die Witze nicht verschwunden und schon gar nicht die
ungewollten, nur M. Petr{caron}íc{caron}ek jr. bewegt sich wohl in
anderer Gesellschaft als früher, die Witze der Mladá frontakennen wir
noch von früher, nur der Zeichner hat gewechselt, und in der letzten
Zeit haben sie sich von der ersten auf die Seiten „Wirtschaft und
Finanzen“ und „Mode“ verschoben). Dann erklärte er: oraler Witz -
geschlossene Gesellschaft (wird im privaten erzählt, hinter
geschlossenen Türen), Bilderwitz - offene Gesellschaft, „diejenigen, an
die sich der gezeichnete Humor wendet, sind überall“ und weiter: der
offene, öffentliche Raum ist ein medialer Markt.
Wenn wir beiseite lassen, daß der offene, öffentliche Raum in
Wirklichkeit privat und in der Hand einiger weniger Werbeagenturen
konzentriert ist (ihre Anzahl wird sich schrittweise reduzieren), daß der
Gegenstand des medialen Handels auf dem medialen Markt der Leser
oder der Zuschauer ist, dieser ist öffentlich handelbar, daß jene
Petr{caron}íc{caron}eks Offenheit vor allem eine Offenheit gegenüber
Waschmitteln oder der Marke des Bildschirms ist, daß wir den Bilderwitz
nicht besonders häufig sehen (hat Petr{caron}íc{caron}ek Gumaken?
Novaken?im Sinn oder sogar Witze in
der Zeitung? Geht es nicht um
eher um eine neuartige Satire? Vielleicht bewegen wir uns an anderen
Orten), dann bleibt uns nichts anderes übrig als zuzustimmen, daß sich
der orale Witz öffentlich und unbegrenzt verbreitet, daß er nicht an
private Medien gebunden ist, daß sein Einfluß der Einfluß seiner
Witzigkeit ist, daß er diejenigen Kreise ausläßt, sie ihn nicht als witzig
empfinden (vielleicht ist dies der Grund, warum M.
Petr{caron}íc{caron}ek die Witze nicht zugänglich sind) und daß er auch
Orte erreicht, die außer Verdacht stehen. Er schafft eine parallele (es ist
egal ob zu einer offenen oder geschlossenen Struktur), offene (im Sinne
von unverständliche oder von vorneherein nicht definierbare) Struktur.
Man kann ihn (bis auf Ausnahmen, die wir später erwähnen werden)
nicht anders als durch drastische Mittel beschränken, das einzige
materielle Medium ist sein Empfänger.
Der Bilderwitz (Cartoon) ist dagegen auf ein Medium beschränkt, nur in
Abhängigkeit von einem Medium kann er übertragen werden und (wenn
wir uns auf das Fernsehen beschränken) verbreitet sich vom Zentrum in
die Peripherie, von der Quelle zum Empfänger. Die Struktur des
medialen Marktes technischer Bilderist
genau bestimmt, der Empfänger
sucht sich nicht eine „Nachricht“ aus, sondern diese sucht sich ihn aus:
die Schöpfer der technischen Bilder konstruieren ihre Mitteilungen nach
Alter, sozialer Stellung, nach Einordnung des Empfängers in die mediale
Struktur. Manche Nachrichten sind für Petr{caron}íc{caron}ek bestimmt
(z.B. Bilderwitze, Keksreklame), andere sind nicht für ihn bestimmt. Die
Reichweite der technischen Bilder (Fernsehen und Zeitung) ist
beschränkt (in diesem Sinne also geschlossen).
Das Prinzip des nicht ausgeschlossenen Dritten zu feiern, darüber zu
sprechen, daß die klassische Logik hier versagt,x v iist fehl am Platze. Das
eine Bild ist hier oder ein anderes Bild ist hier, wenn ein anderes Bild
hier ist, dann ist hier nicht das ursprüngliche Bild. Wenn wir mehrere